Tag 9: Hallerangerhaus bis Lizumerhütte
Nach einer heftigen Gewitternacht sah das Wetter am frühen Morgen noch immer nicht gut aus. Als wir um 6:15 Uhr aufgestanden sind, wütete noch immer das letzte Gewitter. Innerhalb von 10 Minuten haben sich allerdings die Wolken fast vollständig verzogen und die Sonne hatte sich zumindest für einen kurzen Augenblick gezeigt. Nach einem stärkenden Frühstück ging es dann zunächst einmal wieder den Berg hinauf, bis wir das Lafatscher Joch auf 2081m erreicht hatten.
Der Weg schlängelte sich zunächst in einem Zickzack durch ein Schotterfeld den Berg hinauf, bis wir eine hohe Ebene erreicht hatten, die mit saftigen grünen Wiesen überzogen war. Am frühen Morgen erwies sich dieser Aufstieg aber doch ziemlich mühselig, da der Kreislauf noch nicht wirklich in Schwung kommen wollte. Das Gipfelkreuz des Lafatscher Jochs befand sich nach etwa 35 Minuten 20 Höhenmeter unterhalb des eigentlichen Gipfels, was uns anfangs etwas verwirrte. Von hier aus waren es noch etwa 10 Minuten, bis wir die südliche Karwendelkette überschritten hatten.
Vom Gipfel aus hatten wir wieder einmal einen traumhaften Blick auf die Zentralalpen, nur waren diese heute schon deutlich näher als noch vor einer Woche auf dem Brauneck. Gleichzeitig standen wir damit unserer nächsten Herausforderung direkt gegenüber. Doch bis wir diese überqueren werden, stand uns heute noch ein langer Weg durchs Tal bevor.
Während wir unseren traumhaften Ausblick genossen haben, konnten wir auch ein wunderschönes Naturspektakel beobachten. Die Wolken sind wie Gespenster über den Sattel und die umliegenden Gipfel gezogen, was mystisch und geheimnisvoll auf uns wirkte. Doch leider war es dort oben eiskalt und es ging ein heftiger Wind, sodass wir uns schnell auf den Weg ins Tal gemacht haben.
Die nächsten 3 Stunden verbrachten wir mit dem Abstieg von knapp 1400 Höhenmeter. Dies war nach dem langen Tag gestern dann doch anstrengender war als wir dachten. Wir haben uns aufgrund der schlechten Sicht und dem nassen Untergrund dafür entscheiden, den breiteren, einfacheren Weg zu gehen. Das war auch definitiv die richtige Entscheidung, da wir zwischendurch maximal 10 Meter weit sehen konnten, da es so neblig war.
Auf dem Weg sind wir an verlassenen Herrenhäusern vorbei gekommen. Diese Herrenhäuser waren früher einmal der Verwaltungssitz des Haller Salzbergwerks und wurden 1999 leider von einer Jahrhundertlawine ramponiert. Nichts desto trotz waren sie noch immer wirklich schön anzuschauen. Dennoch wirken sie aufgegeben und jeglicher Berechtigung entzogen. In einem kleinen dazugehörigen Kloster stand sogar Bier und Almdudler zum Verkauf. Natürlich mit Selbstbedienung.
Vorbei an den Herrenhäusern auf dem Weg ins Tal sind wir an einem niedlichen, kleinen Kloster (St. Magdalena) vorbei gekommen. Von hier aus ging es dann im Zickzack weiter den Berg hinab, bis wir nach etwa 30 Minuten eine Straße erreicht hatten. Diese führte auf direktem Weg nach Hall in Tirol. Die letzten 300 Höhenmeter ging es dann an der Straße entlang und schon bald hatten wir die ersten Häuser und einen Supermarkt erreicht. Als wir in Hall angekommen sind, haben wir bei einer kleinen Pause etwas gegessen, um danach mit voller Kraft wieder den Berg hinauf klettern zu können. Aber zuerst mussten wir uns im Supermarkt mit neuen Vorräten für die nächsten Wanderungen eindecken.
Variante: Von Hall direkt zur Lizumerhütte
Von Hall hatten wir nach unserem Wanderführer mehrere Varianten zur Verfügung und wir haben uns für die Lizumerhütte entschieden. Um noch heute dorthin zu gelangen, mussten wir bis zum Lager Walchen fahren. Das Lager ist eine Kaserne des österreichischen Bundesheeres und nachdem wir die Schranke passiert hatten, befanden wir uns auf militärischem Übungsgelände. Aber wir hatten Glück mit dem heutigen Tag, denn es fanden keine Schießübungen statt. So konnten den Weg zur Lizumerhütte ohne weitere Probleme gehen. Allerdings sollte es laut Wetterbericht ab 17 Uhr regnen und eventuell gewittern. Mit dieser Ankündigung im Nacken, wählten wir die schnellste Variante des Aufstiegs, um noch trockenen Fußes an der Lizumerhütte anzukommen. Die ersten 200 Höhenmeter führten bei einer Steigung von 30 %, vorbei an arbeitenden Soldaten, auf einer Schotterstraße hinauf. An einem Abzweig haben wir uns dann doch für den Aufstieg über die Sommervariante entschieden, die nicht mehr auf der Straße entlang geht. Dieser Weg nannte sich der Zirbenweg.
Spätestens jetzt bemerkten wir, wie müde unsere Beine aufgrund der gestrigen Etappe waren. Auf den restlichen 400 Höhenmetern haben immer wieder kleine Bäche gequert und sind teilweise auch innerhalb der Bäche gelaufen, da diese den Weg für sich vereinnahmt hatten. Als wir am höchsten Punkt angekommen sind, wurden wir von stürmischen Böen fast wieder den Weg hinunter gedrückt. Wir merkten sofort, es liegt etwas in der Luft und lange kann es nicht mehr gehen, bis sich das Wetter verschlechtert.
Es ging noch einmal ein kurzes Stück bergab, vorbei an Lizum, das wieder ein Lager aus Kasernen des Militärs war. Noch ein letzter kleiner Anstieg und dann war es geschafft. Wir wurden an der Hütte auf 2019 m von umherlaufenden Schweinen begrüßt, die auf der Suche nach Futter waren. Wir konnten uns glücklich schätzen, trocken an der Hütte angekommen zu sein. Denn 15 Minuten später stürmte und regnete es draußen bereits. Die Lizumerhütte liegt auf einem Hochplateau umgeben von majestätischen Bergen und durchzogen von kleinen Bächen, was ein wirklich traumhafter Anblick ist. Diesen möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten, am Morgen schien sogar wieder die Sonne:
Tourdaten zur neunten Etappe | |||
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Ort: | Streckenlänge: | Höhenmeter: | Reine Gehzeit: |
Hallerangerhaus bis Lizumerhütte | 20 km | 960 m / 1550 m | 7 h |
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